Die richtige Vorbereitung bringt einen entspannten Bauprozess: Sie träumen von den eigenen vier Wänden? Dann sind Sie auch bereit, sich mit vielen Aspekten dieser Herausforderung zu beschäftigen. Was oftmals unter den Tisch fällt, ist das hohe Stress- und Konfliktpotenzial des Hausbaus. Eine zeitliche, finanzielle und nervliche Überforderung der Bauherrenfamilie: aufgrund der Doppelbelastung während der Bauphase kann schnell zur ernsthaften Beziehungskrise führen. Diese Gefahr lauert im Verborgenen. Deshalb haben Sie das möglicherweise nicht im Blick. Um eine Beziehungskrise oder einen Bauverzug zu vermeiden, ist eines wichtig: von Anfang an nicht blauäugig, sondern mit dem richtigen Bewusstsein an die Sache heranzugehen. Dann lässt sich das ganze Projekt spielend meistern. Hier finden Sie einige Tipps, wie Sie mit dem stressigen Hausbau umgehen sollten.
Checkliste
✓ Bewusstsein schaffen und Mehrfachbelastung vermeiden
✓ Solide und realistische Finanzierung sicherstellen
✓ Bauplatz, Umfeld und Traumhaus abchecken
✓ Auswahl der Baupartner und prüfen der Verträge
✓ Unabhängigen Bausachverständigen beauftragen
✓ Mit dem Partner kommunizieren
✓ Einzug nicht als Abschluss des Bauprozesses sehen
Tipp Nr. 1 – Bewusstsein schaffen und Mehrfachbelastung vermeiden
Der wichtigste Tipp überhaupt lautet: Machen Sie sich die Gefahren dieser Überforderung von Anfang an bewusst. Tun Sie das nicht, um sich entmutigen zu lassen, sondern – ganz im Gegenteil – um diesen Stressfaktoren von Anfang an die Kraft zu nehmen. Nehmen Sie die Bauphase nicht auf die leichte Schulter und vermeiden Sie planbare Mehrfachbelastungen. Vielleicht sollten Sie nicht gerade bauen, wenn Sie kurz vor einer wichtigen beruflichen Prüfung oder dem Wechsel des Arbeitsplatzes stehen. Auch sollten Sie Ihre Familienplanung so optimieren, dass die Bauphase nicht gerade kurz vor oder nach der Geburt Ihres Nachwuchses beginnt. Lässt sich das alles nicht vermeiden, dann bedenken Sie von Anfang das Stresspotenzial, und sorgen Sie entsprechend vor.
Machen Sie sich außerdem bewusst, dass Unvorhergesehenes passieren kann. Bereits kleine Verzüge können den engen Zeitplan über den Haufen werfen – Hausbau Stress pur. Die ernüchternde Statistik: die Hälfte der Neubauten wird mit Verspätung fertiggestellt und ein Viertel sogar mit einem Verzug von mehr als drei Monaten. Das häufigste Problem: aufeinander aufbauende Arbeiten (z.B. Estrich einbringen und Boden verlegen) werden zu knapp hintereinander eingeplant. Lassen Sie daher bewusst Puffer zwischen zusammenhängenden Arbeiten – und sparen Sie sich Stress und Geld.
Tipp Nr. 2 – Solide und realistische Finanzierung sicherstellen
Etwa drei Viertel der Neubauten werden teurer als ursprünglich eingeplant. Der Grund: Verzüge in der Bauplanung. Das kommt den Bauherren teuer zu stehen – und ist verbeidbar.
Informieren Sie sich außerdem umfangreich zu den wichtigsten Baunebenkosten (z.B. Versicherungen, Bodengutachten (Link: Text Bodengutachten), Bauberatung). Nur so gelingt eine realistischen Baufinanzierung.
Eine gewisse finanzielle Belastung auf dem Weg zum Eigenheim ist in der Regel – auch bei niedrigen Zinsen – ein lang anhaltender Zustand. Achten Sie also auch darauf, dass Sie sich bei den monatlichen Raten nicht zu viel zumuten. Baufinanzierung und Ratenrückzahlung können ein langjähriger Stressfaktor und regelmäßig zum Zankapfel in der Beziehung werden. Unser Tipp: planen Sie lieber ausreichende finanzielle Puffer ein, um gelassen zu bleiben. Auch wenn Ihrer Finanzplanung etwas Unvorhergesehenes – vielleicht auch in einem ganz anderen Lebensbereich – in die Quere kommt. Dazu ist es wichtig, dass Sie die tatsächlichen Baukosten realistisch erfassen und sich das Projekt nicht „schön rechnen“. Und das beginnt in der Regel gleich am Anfang mit den Baunebenkosten, wie Erschließungskosten, Bodengutachten, Notarkosten etc.
Tipp Nr. 3 – Wohnort, Bauplatz und Umfeld abchecken
Lassen Sie sich bei der Suche nach einem Bauplatz nicht unter Druck setzen. Überlegen Sie, wie groß die Kompromissbereitschaft bzgl. Lage und Preis ist. Wollen Sie in am Stadtrand leben oder auf dem Lande? Machen Sie eine Stippvisite bei potenziellen Nachbarn, bevor Sie den Kaufvertrag unterschreiben. Checken Sie die Klimadaten, Einkaufsmöglichkeiten, Bevölkerungsentwicklung etc. Wenn Sie Kinder, haben informieren Sie sich über Kitas, Schulen etc. Wie weit müssen Sie täglich zur Arbeit fahren? Wie weit entfernt wohnen die Großeltern? Am besten machen Sie eine Checkliste, die Sie im Laufe der Zeit optimieren und vergleichen Sie die in Frage kommenden Standorte damit.
Welches Haus passt zu uns? Diese Frage können Architekten und Raumplaner in aller Ausführlichkeit beantworten – mit tausenden Optionen. Machen Sie sich lieber selbst ein Bild: besuchen Sie z.B. Musterhausparks. Informieren Sie sich über die grundsätzlichen Möglichkeiten des Hausbaus.
Tipp Nr. 4 – Auswahl der Baupartner und prüfen der Verträge
Holen Sie unbedingt glaubwürdige Referenzen zu Ihren potenziellen Baupartnern ein. Wenn Sie schlüssel- oder bezugsfertig mit einem Generalunternehmer bauen, ist das stressfreier für Sie – wenn dieser gut ist. Es ist der Alptraum, wenn er während der Bauphase Pleite geht. Sollten Sie den Bauprozess in Eigenregie planen, dann holen Sie sich einen erfahrenen Bauleiter hinzu, der die beteiligten Gewerke koordiniert. Stellen Sie sicher, dass Ihre gesamte Planung von einem Bausachverständigen begutachtet wird. Das gilt insbesondere auch für die Baubeschreibung. Darin sind alle Leistungen aufgeführt, die als verbindlich vereinbart gelten. Was da nicht drin steht, ist nicht beauftragt. Überlegen Sie gut, in welchem Umfang Sie Eigenleistungen vereinbaren. Hier liegt ein ewiger Quell der Überforderung. Wenn Eigenleistungen vorgesehen sind, dann planen Sie rechtzeitig und realistisch, wann und wie Sie diese erbringen wollen.
Tipp Nr. 5 – Unabhängigen Sachverständigen beauftragen
Nehmen Sie eine baubegleitende Qualitätskontrolle in Anspruch. Es ist sehr zu empfehlen – unabhängig von Bauträger, Handwerkern und Bauleiter – einen unabhängigen Bausachverständigen zu beauftragen. Dieser kann bereits während der Bauphase eine systematische stichprobenartige Qualitätsprüfung vornehmen. Zum Beispiel prüfen die VQC-Baugutachter Ihr Bauprojekt nach dem datenbankgestützten VQC-Prüfverfahren auf „Herz und Nieren“. Dabei haben Sie die Sicherheit, dass durch einen unabhängigen Baugutachter an Ihrer Seite die Bauqualität Ihres Eigenheims begutachtet wird. Die häufigsten Baumängel können bereits vor der Bauphase vermieden werden. So können Sie unnötige Bau-Fehlerkosten vermeiden und haben bei Unsicherheiten einen zuverlässigen Partner.
Tipp Nr. 6 – Die Bauphase als Herausforderung einplanen
Klingt wie eine Binsenweisheit – dennoch ist eine Kommunikation auch zwischen Ihnen und Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin essenziell. Formulieren Sie bereits vor der Planungsphase Ihre Wünsche und Anforderungen an das Traumhaus. Ein Tipp: Teilen Sie die Zuständigkeiten auf und informieren Sie sich dann gegenseitig. Projektmanagement Software kann hilfreich sein, den Überblick über alle wichtigen Aspekte der Bauvorbereitung zu behalten.
Das gilt auch bei der Beplanung des Wohnraums: geben Sie sich gegenseitig die Möglichkeit, Bedürfnisse zu formulieren und Anforderungen aufzustellen. Kompromisse sind da nicht immer angebracht. Eine Alternative: teilen Sie auch die Wohnbereiche auf, in denen Sie dem jeweils anderen freie Hand lassen.
Informieren und aktivieren Sie Ihr persönliches Umfeld – z.B. Freunde, Eltern, Kollegen – damit diese Sie ggf. entlasten können. Gewinnen Sie Abstand, und gönnen Sie sich ab und zu einen Tag ohne Baustelle. Fahren Sie ins Grüne oder gehen sie Essen. Positiv ausgedrückt: Nehmen Sie den Bauprozess als Herausforderung an und genießen Sie den Fortschritt, den Ihr neues Eigenheim täglich macht.
Tipp Nr. 7 – Einzug nicht als Abschluss des Bauprozesses sehen
Auch wenn Sie Ihr neues Eigenheim beziehen, ist der Baumarathon in der Regel noch nicht zu Ende. Stressfaktoren können hier entstehen, wenn die Behaglichkeit und Wohnlichkeit noch etwas auf sich warten lassen. Vielleicht haben Sie das Gefühl, „auf der Baustelle“ zu wohnen. Denn meist müssen noch Innenarbeiten gemacht werden. Wenn Sie diese in Eigenleistung erbringen, kommt das noch erschwerend hinzu. Ganz generell bringt ein Haus an sich mehr Arbeit mit sich. Haben Sie früher in einer Wohnung gelebt, müssen Sie sich erst einmal daran gewöhnen. Hinzu kommt die Anlage des Gartens, der Einfahrt etc.
Unser Tipp: Wenn Sie den Aufwand realistisch einschätzen und planen, werden Sie auch bedeutend weniger „stressanfällig“ sein.
Fazit: Ihr Weg vom Traum zum tatsächlichen Eigenheim lässt sich entspannt gestalten, wenn Sie gewisse Stressfaktoren von Anfang an entschärfen. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass das „Abenteuer Bauen“ nicht so locker nebenbei erledigt werden kann. Die meisten Bauherrenfamilien bauen das erste Mal. Da ist es normal, dass man mit der einen oder andere Situation konfrontiert wird, die erst einmal schwierig erscheint. Eine gewisse Ratlosigkeit sollte dabei nicht als Schwäche gesehen werden, sondern als Lernprozess.
Und ganz wichtig: bleiben Sie ruhig und in guter Kommunikation miteinander. Reden Sie offen über Ihre Sorgen.